Detailaufnahme hellgrüner Tannenspitzen

Waldbaden, das neue Glücksgefühl

Natur tut uns gut, besonders der Wald. Warum wir gern die Wälder durchstreifen, liegt mit Sicherheit auch in unserer  Evolution begründet. Denn der Wald hat uns schon vor Urzeiten Schutz geboten und mit Nahrung versorgt. Wir lebten mit ihm in einer Art Symbiose.

Zurück zu den Wurzeln

In jüngster Zeit haben wir das Naturerlebnis im Wald wieder entdeckt und das nicht erst seit Corona. Jetzt sprechen wir von Waldbaden, wenn wir entschleunigt und aufmerksam ganz im Hier und Jetzt durch den Wald spazieren.
Die Japaner haben es vorgemacht. Unter dem Begriff “Shinrin Yoku” hat das Waldbaden in Japan schon lange Tradition.

Gut für Körper und Seele

Waldbaden ist gesund. Die Aromen, ätherischen Düfte, die der Wald ausströmt, stärken unser Immunsystem. Stress (Cortisol) wird abgebaut und die Abwehrkräfte werden mobilisiert. Die durch die Waldluft aktivierten natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) sollen sogar in der Lage sein, Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören.

Wimmelbuch der Natur

Kennen Sie die Wimmelbücher, die großen Bilderbücher für Kinder, in denen es viele Details zu sehen gibt? So ähnlich ist es im Wald und dabei kann man nicht nur mit den Augen, sondern mit allen Sinnen den Wald erkunden. Der Wald beherbergt eine Fülle an Tier- und Pflanzenarten. Allein in 0,3 Kubikmeter Waldboden sind neben 2,5 Billionen Mikroorganismen rund 1 Millionen Fadenwürmer oder 100.000 Milben zu Hause. Daneben würde man bestimmt 80 Regenwürmer und 50 Schnecken dort entdecken (Quelle: Geolino).

Meditation im Wald

Folgt man der japanischen Methodik des Waldbadens heißt das nicht, dass man stramm durch den Wald walkt und ordentlich Strecke zurücklegt. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Um die heilenden Kräfte der Natur voll auszukosten, gehen wir bewusst langsam und legen eine kurze Wegstrecke zurück. Im Vordergrund stehen die bewusste Wahrnehmung und Aromatherapie. Wir bleiben immer wieder stehen und beobachten, selbst die kleinsten Details einer Baumrinde können für das meditative Sehen und Erleben bedeutend sein. Dabei ist das bewusste Wahrnehmen von Mensch zu Mensch natürlich verschieden. Was für den einen die Rinde ist für den anderen der bemooste Waldboden. Eins steht jedoch fest, je mehr wir in den Details versinken, desto besser können wir uns vom Alltag lösen.

Aerosole des Waldes

Beim Wort “Aerosole” haben wir sofort die Erklärungen von Virologen zur Pandemie in den Ohren. Neutral betrachtet sind sie ein Gemisch aus festen und flüssigen Schwebeteilchen in einem Gas. Aerosole sind an der Bildung von Wolken ebenso beteiligt wie am Duft von Nadelbäumen. Die Düfte der Bäume entwickeln sich aus dem Harz, was dazu dient, dass der Baum sich selbst heilt. Harz verschließt Wunden am Baum. Rund 20 Prozent des Harzes besteht aus ätherischen Ölen, die wir als angenehmen Duft wahrnehmen.
Bereits im Mittelalter verwies Hildegard von Bingen auf den Duft der Koniferen, der Mut und Selbstbewusstsein schenken sollte und Sebastian Kneipp empfahl zur Stärkung der Immunabwehr Tannenzweige für das Winterbad.

Entspannende Geräuschkulisse

Lärm ist Stress für den Körper. Auch der Wald ist voller Geräusche. Doch während wir den von Menschen erzeugten Lärm der Stadt als Belastung empfinden, sind Laute der Natur eine Wohltat für die Ohren. Das Zwitschern der Vögel, raschelndes Laub, das Klopfen eines Buntspechtes oder das Röhren von einem Hirsch bringt uns unterbewusst unsere Evolutionsgeschichte wieder nahe: Sind wir im Wald, sind wir zu Hause.

Text & Fotos: Birgit Puck